Synode bringt Hoffnung für geschiedene Katholiken
KIRCHE Die Bischofssynode diskutiert im Vatikan über das Verhältnis zu Familien. Für viele Katholiken ist dabei der Umgang mit Geschiedenen zentral. Seelsorger aus der Region erhoffen sich eine Öffnung und einen Aufbruch.
Noch eine Woche lang diskutieren Bischöfe und einige Laien im Vatikan die Haltung der katholischen Kirche zu Familie und Sexualität. 250 Personen nehmen daran teil, darunter der St. Galler Bischof Markus Büchel. Besprochen werden Fragen wie Geburtenkontrolle, hetero- und homosexuelle Lebensformen, Polygamie sowie der Ausschluss von wiederverheirateten Geschiedenen von der Kommunion. Vor allem der letzte Punkt ist auch in den Pfarreien am Zürichsee ein grosses Thema.
Das bestätigt Pfarrer Felix Büchi von Rapperswil-Jona. «Bei uns wird häufig diskutiert; sehr stark, dünkt es mich, beschäftigen die Gläubigen die Partnerschaftsformen, das Scheitern von Beziehungen und die immer grössere Verantwortung für die Kinder », sagt er. Büchi plädiert für Geduld. Zunächst werde die Weltsituation dargestellt und beraten, dann folgen Arbeiten, um daraus dann allenfalls angepasste Regelungen zu erstellen. «Bei einem Weltthema kann man nicht Einzelfragen vorab lösen», erklärt der Rapperswiler Pfarrer.
Markus Kaiser, Pfarrer in Thalwil, ist erfreut über die Art, wie Papst Franziskus die Dinge im Vatikan in die Hand nimmt. «Dass auch Laien zur Diskussion eingeladen wurden, zeugt von der Öffnung», meint er. Eine Hoffnung auf Veränderung sei da, auch wenn sich wohl nicht viel Konkretes ändern werde. Aber in seiner Gemeinde spüre er, dass der neue Wind im Vatikan die Leute bewege, sagt Kaiser. Früher wäre eine Bischofssynode kaum Thema gewesen, heute würden sich die Leute damit befassen. Dem Papst sei wichtig, dass die Gläubigen unterstützt werden, nicht abgewiesen. Franziskus habe sein Leben immer nahe bei den Menschen verbracht. Das lasse er nun in sein Amt einfliessen. Es gebe Hoffnung auf einen Aufbruch. Aber Markus Kaiser gibt auch zu bedenken, dass die Kirche nicht plötzlich alle Regeln über Bord werfen wird.
Kirchenrecht galt immer
Entschieden wird in den zwei Wochen Diskussion noch nichts, sagt Rolf Bezjak, Gemeindeleiter der Pfarrei Männedorf-Uetikon. Die Bischöfe kommen im nächsten Jahr nochmals zusammen, erst dann seien Entscheide zu erwarten. Bezjak begrüsst die Familiensynode, auch wenn er keine grundlegenden Veränderungen erwartet. Denn bisher sei das Kirchenrecht für die Kirchenleitung das Mass der Dinge gewesen, daran war nichts zu rütteln. «Die Regeln sind wichtig, doch auch die Barmherzigkeit ist Teil der Seelsorge », sagt Bezjak. Gerade bei den Sakramenten für Geschiedene müsse eben auch diese «Seite Gottes» diskutiert werden.
Geschiedene dürften nicht diskriminiert werden, wenn sie weiterhin am kirchlichen Leben teilnehmen wollen, meint Bezjak. Klar gelte die Heiligkeit der Ehe. Eine leichtfertige Scheidung sei nicht im Sinne der Kirche. Doch man müsse auch Verständnis für Scheidungen aufbringen. «Die Bischöfe müssen die Not der Menschen sehen», meint er.
Er erhofft sich, dass in Einzelfällen mit den Betroffenen das Gespräch gesucht werde. In seiner Pfarrei werde das heute schon gemacht. An der generellen Regel, dass Geschiedene von der Kommunion ausgeschlossen werden, werde der Vatikan aber wohl festhalten.
Positiv bewerten die Kirchenmänner, dass die Synode aufgrund einer weltweiten Umfrage bei den Gläubigen durchgeführt wird. In dieser konnten sich die Katholiken zu strittigen Fragen äussern. Die Ergebnisse zeigten grössere Unterschiede zwischen den Einstellungen der Kirche und der Gläubigen. Pascal Jäggi «Bei einem Weltthema kann man nicht Einzelfragen vorab lösen.»
Pfarrer Felix Büchi, Rapperswil-Jona