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Die Bischofskonferenz überarbeitet ihr umstrittenes «Geisterpapier»

ökumene Der Protest gegen ein Papier der Schweizer Bischofskonferenz, das die liberale Praxis beim Abendmahl einschränken will, zeigt Wirkung: Die Bischofskonferenz überarbeitet das bisher unveröffentlichte Dokument.

Anfang März läuteten beim katholischen Generalvikar Josef Annen, zuständig im Bistum Chur für die Kantone Zürich und Glarus, die Alarmglocken: Die Schweizer Bischofskonferenz bereite ein Papier vor, das die «eucharistische Gastfreundschaft » einschränke und damit der Ökumene einen Rückschlag versetze. Annen räumte ein, das Papier nie selber gesehen zu haben, bezog sich aber auf verlässliche Quellen. Der Alarmruf wirkte: Die Freunde der Ökumene deckten die Bischofskonferenz mit Protest ein und baten, das «Geisterpapier », dessen Entwurf nur wenige gesehen hatten, zu überdenken. Das geschieht nun.

Ursprünglich plante die Bischofskonferenz, das Dokument im Anschluss an ihre Tagung im Juni zu veröffentlichen. Tatsächlich diskutierten es die Bischöfe wie geplant an ihrem jüngsten Treffen in Einsiedeln, das letzten Montag und Dienstag stattfand. Sie beschlossen aber nach der Debatte im Plenum nochmals über die Bücher zu gehen.

Reformierte unerwünscht?

«Das Schreiben ist noch in Bearbeitung », sagte der St. Galler Bischof Markus Büchel, Präsident der Bischofskonferenz, gestern auf Anfrage. Geklärt werden müsse, wie die im Papier enthaltenen «Weisungen» im pastoralen Alltag umgesetzt werden könnten. Was genau im Papier steht und was geändert werden soll, wollte Büchel nicht präzisieren. Zum Inhalt steht in der Medienmitteilung der Bischofskonferenz nur so viel: «Die Schweizer Bischöfe bereiten derzeit ein Schreiben vor, das Orientierung darüber gibt, in welcher Weise das Sakrament der Eucharistie als Sakrament der Einheit erfahren werden kann. Gleichzeitig bezeichnen sie darin die Grenzen, welche von der katholischen Glaubenslehre geboten sind, solange die volle Gemeinschaft nicht erreicht ist.» Kritiker, die Einblick in den Text hatten, befürchteten, dass zum Beispiel in gemischten Ehen reformierte Partner nicht mehr zur katholischen Kommunion zugelassen würden oder zumindest nicht mehr erwünscht wären.

Doch so weit soll es nicht kommen – zumindest wenn es nach Bischof Büchel geht. «Es wird keine Person weggeschickt, die die Kommunion empfangen will», beschwichtigt er. Die Priester würden nicht Gewissenspolizei spielen können. Sie seien gar nicht in der Lage zu überprüfen, ob die am Abendmahl teilnehmenden Personen die «richtige Gesinnung» hätten. Gemäss katholischer Lehre müssen Personen, die das Abendmahl empfangen, bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehört unter anderem die Taufe und der Glaube an die Realpräsenz von Christus in der Hostie. Im Unterschied anerkennen die Reformierten nur die symbolische Präsenz.

Ökumene weiterentwickeln

Bischof Büchel will nicht beurteilen, ob die Befürchtungen der Kritiker übertrieben sind oder nicht. Er macht aber deutlich, dass er selber ein Anhänger der Ökumene ist: «Es ist unsere Pflicht, die Ökumene zu fördern und weiterzuentwickeln.» Diese dürfe keinesfalls gebremst oder gar blockiert werden. Ein Rückschritt passe nicht in unsere Zeit. Was die Eucharistie anbetrifft, sieht Büchel das eigentliche Problem darin, dass viele Katholiken keinen Bezug mehr zu ihr haben. Er hofft, dass das umstrittene Papier hier klärend wirkt und neue Impulse gibt. Es werde aber erst dann veröffentlicht, wenn es von der Bischofskonferenz einstimmig genehmigt worden sei. Das könne bis Ende Jahr dauern.

Generalvikar Annen zeigte sich auf Anfrage «dankbar» und erleichtert, dass die Bischofskonferenz das Papier in seiner ursprünglichen Form nicht freigibt. Es genüge heute nicht mehr, von oben herab Normen und Richtlinien herauszugeben. Es brauche den Dialog und damit die Ökumene. Ähnlich äussert sich der Einsiedler Abt Urban Federer, der ebenfalls an der Bischofskonferenz teilnahm: «Meine Hoffnung ist, dass das Papier eine Diskussion befruchtet, die zu mehr Ökumene führt.» Thomas Schraner

Debatte hinter den Klostermauern von Einsiedeln: In der Bischofskonferenz setzte sich die Ansicht durch, dass das umstrittene Papier zur Eucharistie überdacht werden muss. key

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